30er Jahre: das erste Geschäft — Beginn der Erfolgsgeschichte
Clemens Kämpgen wurde am 26. Mai 1911 in Altendorf bei Essen geboren.
Hanni Kämpgen, geborene Schulte, wurde am 25. Mai 1905 in Dortmund geboren.
Wo sonst hätten sich die späteren Eheleute Kämpgen kennenlernen sollen, wenn nicht in einem Schuhgeschäft, eine wahrhaft schicksalhafte Begegnung, privat und geschäftlich. Sie lernten sich in Dortmund im Schuhhaus Gräf kennen und heirateten im Oktober 1938.
Nur neun Tage nach der Hochzeit gründeten der damals 27-Jährige und seine sechs Jahre ältere Frau auf dem Eigelstein in Köln ihr erstes Schuhgeschäft.
Clemens Kämpgen wollte gerne Ingenieur werden — ein Modeberuf in den 30er Jahren. Doch die Weltwirtschaftskrise und anschließende Inflation hatte der mittelständischen Familie Kämpgen die finanzielle Grundlage entzogen. „So kam ein Studium nicht in Frage. Der Traum war aus. Ich musste einen anderen Weg suchen“, berichtet Clemens Kämpgen später selbst über die entscheidende Phase seines Lebens. „Kaufmann, dachte ich, ja, das würde mir Spaß machen. Möbel oder Schuhe…“. Die Entscheidung fiel zugunsten des Schuhhandels. „Vielleicht, weil ich schon als Junge oft vor den schönen Schaufenstern der großen Essener Schuhhäuser gestanden habe“, gab er später zu Protokoll.
40er Jahre: Zerstörung und Wiederaufbau — mit neuen Ideen
Zweimal wurde das junge Unternehmen im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Juli 1943 wurden Wohnung und Geschäft der Kämpgens von Bomben getroffen, nur ein Teil des Warenlagers im Keller des Hauses blieb erhalten.
Hanni Kämpgen, auf sich allein gestellt, weil ihr Mann Clemens zu dieser Zeit als Soldat in Südfrankreich stationiert war, entschied sich für einen schnellen Wiedereinstieg ins Geschäft. Aus den Resten des Lagers eröffnete sie nach nur zwei Monaten eine Notverkaufsstelle – wieder auf dem Kölner Eigelstein ganz in der Nähe des ersten Geschäfts.
In den letzten Kriegstagen, im März 1945, wurde auch diese Notverkaufsstelle ein Opfer der Bomben.
Clemens Kämpgen kehrte im Sommer 1945 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und so startete das Ehepaar Kämpgen noch im gleichen Jahr in den unternehmerischen Wiederaufbau. Die Geschäftsidee für diesen Neuanfang war verblüffend einfach und den herrschenden Notzeiten angepasst: „Tauschen“ war im Trümmer-Deutschland das Gebot der Stunde, um wenigstens ein Minimum an wirtschaftlicher Existenz aufrecht zu erhalten. So gründeten die Kämpgens mit den Schuhen, die in einem Ausweichlager nicht von der Zerstörung betroffen waren, eine „Schuh-Tausch-Zentrale“ im notdürftig wiederhergestellten Ladenlokal am Eigelstein. Wer Schuhe besaß, die nicht richtig passten, konnte sie gegen ein passendes Paar einwechseln. Eine Geschäftsidee, die in schwierigen Zeiten das Überleben sicherte. Nach drei Jahren entstand aus der Schuh-Tausch-Zentrale wieder ein Schuhgeschäft.
50er bis 80er Jahre: Kämpgen-Schuhe wird zum größten Schuhhaus Deutschlands
Solche innovativen Ideen gepaart mit solider Geschäftsführung und unternehmerischem Kalkül verhalfen dem Ehepaar Kämpgen in den folgenden Jahrzehnten zu unternehmerischem und finanziellem Aufschwung. Mit Beginn des neuen Jahrzehnts bis in die Mitte der 80er Jahre wurden elf Filialen in Köln, Leverkusen und Aachen eröffnet und mit Erfolg betrieben.
Ein weiteres Sinnbild des wirtschaftlichen Erfolgs, die Filiale in der Kölner Schildergasse, wurde in den 70er Jahren zum größten Schuhhaus Deutschlands.
Basis des Erfolgs: Loyalität zu den Mitarbeitern
Was das Ehepaar Kämpgen aus den vielen wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmern dieser Jahre heraushebt, ist die eigene Begeisterung für Leistung und Unternehmen. Clemens Kämpgen beschrieb es selbst anlässlich des 40. Firmenjubiläums so: „Meine und unsere Arbeit war stets und ständig Lebensfreude.“ Mit dieser Lebenseinstellung haben er und seine Frau andere begeistert und motiviert, Gemeinschaft gestiftet und die kaufmännisch-unternehmerische Leistung auf die Ebene des Menschlichen gehoben.
Voller Lebensfreude bei der Arbeit wollten die Eheleute Kämpgen zusammen mit ihren Mitarbeitern etwas schaffen und gestalten.
Durch die zukunftsorientierte Unternehmensführung des Ehepaares wurde gewährleistet, dass das Unternehmen Kämpgen & Co. KG auch über den Tod der beiden hinaus durch die Nachfolger erfolgreich weiter geführt wird.
Doch die Kämpgens dachten über den Tag hinaus: Ihre Arbeit sollte auch Frucht bringen als Hilfeleistung für diejenigen, die im Leben leiden, wie Kranke oder Menschen mit Behinderungen, besonders für die Kinder unter ihnen.
1983: Gründung der Kämpgen-Stiftung
Deshalb riefen Clemens und Hanni Kämpgen 1983 eine Stiftung für Menschen mit Behinderungen ins Leben. „Das sollen unsere Kinder sein, auch dann noch, wenn meine Frau und ich längst nicht mehr leben“, sagte Clemens Kämpgen damals.
Clemens Kämpgen verstarb im Juli 1990, seine Frau überlebte ihn um fast vier Jahre und verstarb im März 1994. Die Stiftung wurde Alleinerbin des Vermögens des Ehepaares.